Das sind die GewinnerInnen des „STARTS Prize – Grand prize of the European Commission honoring Innovation in Technology, Industry and Society stimulated by the Arts 2017“:

Grand Prize 2017

Rock Print

Rock Print

Gramazio Kohler Research, ETH Zurich, und Self-Assembly Lab, MIT
TrophyGrand Prize – Innovative Collaboration: Für innovative Zusammenarbeit zwischen Industrie oder Technologie und den Künsten (sowie dem Kultur- und Kreativbereich im Allgemeinen), die neue Wege der Innovation eröffnen.

I’m Humanity

I’m Humanity

Etsuko Yakushimaru
TrophyGrand Prize – Artistic Exploration: Für künstlerische Erforschung und Kunstwerke, bei denen die Aneignung durch die Kunst großes Potenzial zur Beeinflussung und Veränderung von Technologie und deren Nutzung, Entwicklung und Wahrnehmung hat.

Anerkennungen 2017

Treelab
Marcus Maeder, Roman Zweifel

Ziel unseres künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekts trees: Ökophysiologishce Prozesse hörbar machen war es, Klänge, die in Bäumen durch ökophysiologischer Prozesse entstehen, aufzunehmen und zu verstärken und auf diese Weise für Menschen nicht wahrnehmbare Prozesse in Pflanzen erkennbar zu machen und zu erforschen. Die Schallemissionen eines Baumes in den Schweizer Alpen wurden mit speziellen akustischen Sensoren aufgezeichnet und alle anderen nicht hörbaren ökophysiologischen Messdaten sonifiziert, d.h. in Klänge und Musik übersetzt. Die Aufnahmen und die sonifizierten Messdaten wurden unter dem Titel „Treelab“ in unterschiedlichen Medienkunstinstallationen eingesetzt, die gleichzeitig als Forschungsumfeld dienen, um die zeitlichen und räumlichen Verbindungen zwischen Pflanzenklängen, physiologischen Prozessen und Umweltbedingungen in einem künstlerisch-wissenschaftlichen Beobachtungssystem zu untersuchen.

Sentient Veil
Philip Beesley

Sentient Veil ist ein an einen Baldachin erinnerndes skulpturales Gebilde aus Stoff in den historischen Galerieräume des lsabella Stewart Gardner Museum. In diese Skulptur sind zahlreiche Miniatur-Klangprozessoren verwoben, die mit Hunderten digital gesteuerten Leuchten verbunden sind. Durch die komplexen Miniaturbauteile und die Schichten schwebend auseinanderstrebender Materialien schafft die Skulptur, die etwa die Größe des menschlichen Körpers hat, eine Atmosphäre subtiler Intimität. Sentient Veil wurde aus digital gefertigten „Cellular Textiles“, Textilien, die aus ineinandergreifenden Zellen bestehen und von der Decke der Galerie schweben, hergestellt. Die Arbeit besteht aus detailliert ausgearbeiteten, miteinander verbunden Basiskomponenten, in die verteilte computergestützte Steuerelemente mit weichem LED-Licht und interaktiven Klangfunktionen integriert sind.

Research Institute for Arts and Technology
Research Institute for Arts and Technology

Im 21. Jahrhundert werden Werke mit verteilter Autorschaft und verteilten Identitäten produziert – die Künstler präsentieren ihre Arbeitsprozesse „kodiert“ in den zerstreuten Strukturen globaler Netzwerke. Das zeitgenössische künstlerische Schaffen wird in kollektiver Praxis entwickelt, Forschungsprozesse sind Ergebnisse eines zwischen Menschen, Maschinen und Programmen verteilten Agens. Es können lediglich „Spuren“ hinterlassen werden, geht es doch nicht mehr darum, „Endprodukte“ zu liefern, sondern „prozessuale Artefakte“. RIAT - The Research Institute for Arts and Technology - begrüßt und bejaht die flüchtige Natur einer realen Welt, die nur aus kollektiv entwickelten und umgesetzten Visionen erstrebenswerter Zukunftsszenarien besteht.

Out of Exile
Nonny de la Peña, Emblematic Group

Als Daniel Ashley Pierce von seiner Familie in einer Art „religiösen Intervention“ mit seiner sexuellen Orientierung konfrontiert wird, gewinnt die Filmszene an Dramatik und eskaliert. Out of Exile, eine eindringliche Parabel über die Anfeindungen, denen so viele Mitglieder der LGBTQ-Community ausgesetzt sind, kombiniert Original-Audioaufnahmen mit Virtual-Reality-Technologie, um die Zuseher in die Geschichte hineinzuziehen.

nonvisual-art
Lisa Buttinger

nonvisual-art ist ein Bild, das visuell gar nicht zu existieren scheint, bei genauer Betrachtung jedoch eine Zauberwelt darstellt: eine verborgene Welt, die erst durch Licht *ans Licht* kommt. Das Bild entsteht durch die Brechung des Lichts in der Oberfläche von Elementen aus Zellophanfolie und in in einem Kleber eingeschlossenen Luftbläschen. Die Positionierung dieser Elemente auf einem LED-Panel scheint zufällig zu erfolgen, ist aber genau berechnet und führt zu einem überraschenden Seherlebnis.

Mimus: Coming face-to-face with our companion species
Madeline Gannon

Mimus ist ein gigantischer Industrieroboter, der große Neugierde an seiner Umgebung und der Welt und hat. Im Unterschied zu herkömmlichen Industrierobotern, die vorprogrammierte Bewegungen ausführen, verfügt *Mimus* über die Autonomie, frei umherzustreifen. *An der Decke installierte Sensoren fungieren als Augen, die jede Bewegung der Betrachter in seinem Umfeld erfassen. Erweckt jemand das Interesse von *Mimus*, nähert er sich der Person, um sie genauer in Augenschein zu nehmen und ihr zu folgen. Geduld ist nicht gerade seine Stärke – bleibt die Person zu lange stehen, langweilt er sich und sieht sich nach jemand anderem um.

Library of Ourselves
BeAnotherLab

Library of Ourselves ist ein interdisziplinäres und standortübergreifendes Projekt zur Ermöglichung konstruktiver Begegnungen zwischen Konfliktparteien. Es basiert auf The Machine To Be Another (TMBA), einem besonders anpassungsfähigen Creative-Commons-System, das Kognitionswissenschaft und Virtual-Reality-Techniken verbindet, um von Empathie getragene Erfahrungen zu ermöglichen.

[IGNIS AER AQUA TERRA]
Yuima Nakazato

Dieses Projekt basiert auf einer langfristigen Zukunftsvision von Yuima Nakazato: „Jedem Individuum sein eigenes Design“. Wenn Kleidung hergestellt werden kann, ohne genäht werden zu müssen, werden sich die Prinzipien des Entwerfens, der Herstellung und des Vertriebs von Kleidung von Grund auf verändern. Das Design wird auf bestimmte Personen abgestimmt werden können. Jedes einzelne Modell dieser Kollektion wurde ohne Nadel und Faden hergestellt, einfach aus tausenden Komponenten, die Units genannt werden, gebildet. Die abgebildeten Muster zeigen die Units, aus denen jedes Modell besteht.

Blink: Humanising Autonomy
Adam Bernstein, Raunaq Bose, Leslie Nooteboom, Maya Pindeus

Autonome Fahrzeuge eröffnen die Möglichkeit, die Beziehungen zwischen Fußgängern und Fahrzeugen in der Stadt der Zukunft neu zu definieren. Eigentlich sollte die Infrastruktur dazu dienen, das Kräfteverhältnis zwischen Fußgängern und Fahrzeugen auszutarieren, derzeit ist sie aber in erster Linie an den Bedürfnissen des Fahrzeugs ausgerichtet. Autonome Fahrzeuge verfügen nicht nur über das Potenzial, die Zahl der Unfälle und Todesopfer im urbanen Straßenverkehr zu reduzieren, ihre Entwicklung ermöglicht auch, das Machtgefälle zwischen Fußgängern und Autos neu zu interpretieren und Fußgängern in der Kommunikation auf der Straße die gleiche Wertigkeit zu verleihen wie Fahrzeugen.

3arabizi Keyboard
Hadeer Omar

3arabizi ist eine arabische Chat-Sprache, die für das Texten oder Schreiben in arabischer Sprache verwendet wird. Die Nutzer sprechen nicht, sie verwenden einfach ihre Hände und Finger, um damit auf unterschiedlichen Plattformen zu kommunizieren.

Nominierungen 2017

Ugly
Nikita Diakur

Ugly ist ein auf dynamischen Simulationen basierender Kurzfilm in gebrochener Optik über einen Indianerhäuptling und eine hässliche Katze, die versuchen, in einem feindlichen Umfeld etwas Frieden zu finden. Als Vorlage diente die Story Ugly the Cat, die auf einer Website nebst Lebensweisheiten, Zitaten und traurigen Geschichten zu finden ist.

Speculative, Fashionable, Wearable
Daijiro Mizuno, Kazuya Kawasaki

Diese Arbeit thematisiert Bekleidungstrends der Zukunft, die auf der Kombination von Modedesign und Wearable-Technologie basieren.

sonicPlanet GeoComposer/GeoPlayer
Sinan Bökesoy

GeoComposer ist eine ortsbezogene Kompositionsplattform für einen 3D-Klangraum in Form einer iOS-App. Aufnahmen können als Klangobjekte an GPS-Positionen auf der Landkarte eingetragen werden, darüber hinaus lassen sich Parameter zuordnen, die ihr Verhalten in einem virtuellen 3D-Klangraum definieren. Der User kann sich in der realen Umgebung frei bewegen – die Position, der Winkel, die Distanz zu den Klangobjekten ermöglichen eine Interaktion in Echtzeit, die den 3D-Klangraum mittels relevanter Parameter bestimmt.

Smog Free Project
Daan Roosegaarde and his team of experts

The Smog Free Project ermöglicht die Erfahrung einer sauberen Zukunft als lokale Lösung für Parks und den öffentlichen Raum. Das innovative Projekt basiert auf dem größten „Outdoor-Staubsauger“ der Welt, dem sogenannten Smog Free Tower, der aus dem gesammelten Smog Schmuck herstellt – Smog Free Jewellery.

Silk
::vtol::, Dmitry Morozov

Die Installation Silk trackt alle Echtzeit-Veränderungen der Marktaktivitäten in Zusammenhang mit den Kryptowährungen Bitcoin und Litecoin. Die sich stetig verändernden Wechselkurse von Bitcoin gegenüber den wichtigsten Weltwährungen beeinflussen die Spannung der Saiten in dieser Installation und erzeugen je nach Stärke der Schwankungen unterschiedliche Töne. Das robotische System des Kunstwerks wird von einem Computeralgorithmus gesteuert – unter dem Einfluss dynamischer Datenveränderungen bringt die Installation Klangharmonien und -variationen hervor, die jenen eines komplexen Instruments nicht nachstehen.

Project KOVR
Leon Baauw, Marcha Schagen

Kleidung hat seit jeher dazu gedient, uns vor den Gefahren der Biosphäre zu schützen. Project KOVR schützt uns nun vor der Infosphäre. Die niederländischen Designer Schagen und Baauw testeten und kombinierten verschiedene Schichten metallhaltiger Stoffe, bis sie eine wirksame Lösung fanden, um den Einzelnen und seine technischen Geräte vor Funkwellen und Strahlung zu schützen.

Microbial Design Studio: 30-day Simit Diet
Orkan Telhan, Karen Hogan, Mike Hogan

Microbial Design Studio ist ein automatisiertes und vernetztes biologisches Forschungslabor für transgene Experimente, in denen ethnische, kulturelle und politische Themen in den Biowissenschaften hinterfragt werden. Im Rahmen dieser Einreichung präsentiert das Forschungslabor die dreißigtägige Simit-Diät. Das *Microbial Design Studio* entwickelte für dieses Projekt eine spezielle Diät mit traditionellen türkischen Simits (einem Hefeteiggebäck mit Sesam auf der Kruste). Diese Diät versteht sich als Kommentar zu dem Wunsch, Aussehen und Ästhetik des menschlichen Körpers steuern zu können.

Make Do and Mend
Anna Dumitriu

Make Do and Mend nimmt in Form eines bearbeiteten Damenkostüms aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs Bezug auf den 75. Jahrestag des erstmaligen Einsatzes von Penicillin an einem Patienten im Jahr 1941. Auf dem Kostüm ist das Logo CC41 des britischen Handelsministeriums, eine Abkürzung für „Controlled Commodity 1941“ (Kontrollierte Ware, 1941), zu sehen. Die vermeintlichen Löcher und Farbflecken auf dem Kostüm sind Applikationen aus Seide, die mit pinkfarbenen Kolonien des Kolibakteriums gefärbt wurden.

Light Barrier 3rd Edition
Mimi Son, Elliot Woods / Kimchi and Chips

The Light Barrier eine Serie von Installationen, thematisiert eine semimaterielle Existenzweise und die Materialisation von Objekten durch Licht. Der Titel nimmt Bezug auf die Lichtschranke in der relativistischen Physik, die das, was materiell ist, von dem, was Licht ist, trennt. Light Barrier Third Edition setzt diese Serie fort, die die Konfusion und die Abweichungen an den Grenzen von Materiellem und Nicht-Materiellem, von Realität und Illusion sowie von Existenz und Absenz zum Ausdruck bringt, und lässt ein surreales Traumbild entstehen, welches das menschliche Raum- und Zeitgefühl irritiert.

G3DP V2: High Fidelity Additive Manufacturing of Transparent Glass Structures across Scales
The Mediated Matter Group, MIT Media Lab

Die Forschungsarbeit präsentiert ein generatives Fertigungsverfahren für optisch verzerrungsfreies, transparentes Glas mit wesentlichen Neuerungen wie zur Gänze transparenten Glaskonstruktionen in architektonischem Maßstab.

DuoSkin
MIT Media Lab - Living Mobile Group, Microsoft Research - Natural lnteraction Group

DuoSkin ist ein Verfahren, mit dem auf einfache Weise Smart Tattoos hergestellt werden können, die zur Steuerung von Geräten dienen. Wir verwenden dafür Blattgold, ein Material, das preiswert, hautfreundlich und alltagstauglich ist. Duoskin unterstützt drei unterschiedliche Interfaces auf der Haut: Touch-Eingabe, thermochrome Anzeige und NFC-Kommunikation.

Corpus Nil
Marco Donnarumma

Corpus Nil ist eine Performance, die in einer intensiven ritualisierten Interaktion zwischen einem „künstlich intelligenten“ Musikinstrument, dem menschlichen Körper und Klang hybride Identitätsentwürfe und musikalische Formen auslotet.

Bug's Beat
Yumi Sasaki, Dorita Takido

Normalerweise können Menschen die Schritte eines Käfers nicht hören. Bug's Beat verstärkt mithilfe von direktionalen Lautsprechern den Klang der Schritte eines Käfers und macht sie für Menschen hörbar. Bei jedem Schritt des Insekts wird der Stuhl des Zuhörers von Vibrationslautsprechern in Schwingungen versetzt, wodurch der Beobachter den Klang auch als Körperempfindung wahrnehmen kann.

Brian Eno's The Ship - A Generative Film
Dentsu Lab Tokyo

Dies ist ein Musikvideoprojekt für The Ship, einen 21 Minuten 20 Sekunden langen Song von Brian Eno, dem Pionier der generativen Musik. Enos kontinuierliche Hinterfragung der Herangehensweise und des Produktionsprozesses innovativer Musik weiterführend, verwarfen wir konventionelle Produktionsmethoden und setzten bei der Kreation des Musikvideos künstliche Intelligenz (KI) ein, wobei gleichzeitig thematisiert wurde, ob künstliche Intelligenz an menschliche Kreativität herankommt.

BLOOMS 2: Strobe Animated Sculptures
John Edmark

Blooms sind Skulpturen aus dem 3D-Drucker, die durch Rotation unter Stroposkoplicht animiert werden. Im Unterschied zu einem 3D-Zoetrop, einem dreidimensionalen Daumenkino, bei dem der Eindruck kleiner Formveränderungen der Objekte entsteht, wird eine Bloom als einzelne eigenständige Skulptur animiert.

aura calculata
Tim Otto Roth

Die kinetische Skulptur aura calculata erzeugt durch die Variation des Wasserstandes in 18 transparenten Orgelpfeifen aus Acrylglas einen kontinuierlich sich verändernden mikrotonalen Klangteppich. Das dreieckige Wachstumsmuster der Schale einer Pazifik-Muschel, die in einer separaten Säule ausgestellt ist, veranschaulicht das dieser Skulptur zugrunde liegende Prinzip: Die Töne werden ohne jede zentrale Steuerung, einfach durch die musikalische Adaption des Selbstorganisationsprinzips zellulärer Automaten erzeugt.

Algaerium Bioprinter and Algae Printing
Marin Sawa

Algaerium Bioprinter ist eine Installation, welche die Algae Printing -Technologie in einen breiteren Kontext stellt und dabei auch kritisch auf die industrielle Biotechnologie verweist – insbesondere auf den sich abzeichnenden Trend im Bereich Biodesign weg von „intelligentem“ hin zu „utilitaristischem Konsum“.

Aerocene Foundation
Tomás Saraceno

Aerocene ist ein multidisziplinäres Projekt, das an das von Wissenschaftlern postulierte neue Zeitalter Anthropozän anknüpft und den Fokus auf die künstlerische und wissenschaftliche Erforschung von Umweltthemen sowie die Förderung von Verbindungen zwischen gesellschaftlichen, psychischen und physischen Aspekten der Ökologie legt. Als Synthese von Kunst, Technologie und Umweltbewusstsein repräsentiert Aerocene die Vision eines Treibstoff- und emissionsfreien Reisens und Lebens in der Atmosphäre.